An dieser Stelle möchte ich meine absolute Lieblingskurzgeschichte, die ich schon vor längerer Zeit geschrieben habe, könnten auch schon 2 bis 3 Jahre her sein, vorstellen. Viel Spaß beim lesen!
Schnell
schlinge ich den letzten Rest Müsli in meiner Schüssel hinunter und
kippe mir den Kaffee aus meiner Lieblingstasse in den Schlund, als
meine Mutter die Küche verlässt. Ich stehe auf, nehme die Tasse und
die Schüssel und stelle sie in die Spüle. Ich trete einen Schritt
zur Seite, öffne eine der vielen Küchenschubladen der an der Wand
stehenden Küchenschränke und krame zwischen den etlichen
Küchenutensilien darin umher auf der Suche nach einem tauglichen
Messer. Ich nehme ein etwa 20 Zentimeter langes heraus, prüfe die
Schärfe der Klinge, schließe die Schublade und verschwinde in mein
Zimmer. Ich gehe an meinen Schulranzen, der gleich neben dem nicht
gemachten Bett steht, verstecke das Messer hinter den Büchern und
Heften für die Schule, schließe den Ranzen, hänge ihn mit Schwung
um meine Schulter und gehe in den Flur, in dem ich in meine Schuhe
schlüpfe und meine Jacke anziehe. Ohne noch ein weiteres mal nach
meiner Mutter zu sehen, verlasse ich die Wohnung, gehe rhythmisch die
vielen Treppen des Mietshauses hinunter, stoße unten die Tür nach
außen auf und laufe zur Schule. In Gedanken bin ich die ganze Zeit
bei den Ereignissen, die mir heute widerfahren werden...
Ich
gehe mehrmals meinen Plan durch und überlege mir noch einmal, ob ich
dies auch wirklich tun soll, als in mir die Wut aufsteigt und ich
mich definitiv dafür entscheide, während ich schließlich an der
Schule ankomme. Ich gehe zum Vertretungsplan und prüfe, ob
eventuelle Änderungen meinen Plan stören, doch glücklicherweise
muss ich ihn nicht kurzfristig ändern. Ich betrete das Schulgebäude
und weiche allen Blicken der Schulkameraden aus, die mich seltsam
beäugen, woraufhin ich ein leichtes Lächeln aufsetze, dass mein
leicht zorniges Gesicht ablöst. Ich gehe durch den Eingangsbereich
und steige eine Treppe hoch, biege dann rechts ab und nehme eine
weitere Treppe, die mich zu meinem Klassenzimmer führt. Jeder
weitere Schritt dauert für mich eine Ewigkeit. Meine Gedanken in
diesem Moment sind wirr und undefiniert, doch immer noch versuche
ich, mein Ziel im Blick zu behalten. Je weiter ich mich der Tür
nähere, desto wärmer wird mir und ich spüre, wie ich anfange zu
schwitzen. Mit weitergehend verschwommenen Gedanken betrete ich das
Klassenzimmer.
Keiner
meiner Klassenkameraden ist da, wie erwartet. Ich gehe an meinen
Platz und nehme den Stuhl runter, hänge meine Jacke um ihn, stelle
meinen Rucksack daneben und setze mich hin. Jetzt brauchte ich nur
noch zu warten, bis sie kommen würde...
Ich
öffne noch einmal meinen Rucksack, und prüfe, ob das Messer da ist,
und als ich nach ihm taste, schneide ich mich natürlich gleich an
der Klinge. Wenigstens wusste ich jetzt, dass es da war. Kurz
betrachte ich die Schnittstelle und lecke dann das Blut davon ab und
wische sie anschließend an meiner Jeans ab, während jemand das
Zimmer betritt. Jedoch ist es nur einer der Jungs aus der Klasse, der
seinen Ranzen hin wirft und wieder aus dem Raum flüchtet, als ich
ihn anstarre. Innerlich grinsend sitze ich weiter auf meinem Platz
und warte. Die Schnittwunde hörte nicht auf zu bluten, weshalb ich
immer wieder daran herum leckte, bis dann eine weitere Person den
Raum betritt, sich fragend umschaut und dann wieder geht. Vom Gang
her erreichen mich nun verschiedene Stimmen, die ich nicht erkenne,
sowie die des Jungen, der seinen Rucksack im Zimmer abgelegt hatte.
Seufzend warte ich weiter, während der Geräuschpegel auf dem Flur
steigt. Mit der Zeit treten weitere Klassenkameraden ein und legen
ihre Sachen an ihre Plätze, um dann wieder aus dem Raum zu
verschwinden, da ich sie alle anstarre um sie zu verjagen...
Und
schließlich tritt auch sie ein, mit ihren langen braunen Haare, die
ihre Wangen streifen und ihr Gesicht zart umrahmen. Wie immer sieht
sie perfekt aus: mit Make-Up, Accessoires und teurer Markenkleidung,
und mit ihren wundervollen blauen Augen, die fast schon zu Strahlen
scheinen. Ihre schmalen Hüften, zarten Schultern, langen Beine und
ihre Oberweite hat sie wie immer betont, aber nicht zu sehr, um auch
nicht wieder zu viel Aufsehen zu erregen. Allein ihr Gang ist
wundervoll...
Wenn
man je eine Person als so schön wie ein Engel bezeichnen würde,
wäre es definitiv nicht sie, da sie einfach noch schöner ist,
unvorstellbar, der Traum eines jeden männlichen Teenagers. Und ich
spreche sie an, als sie an mir vorbei läuft. "Sofort, in der
freien dritten Stunde, hinter der Schule im Wald, allein, niemand
erfährt davon. Ich erwarte deine Anwesenheit."
Das
muss sie einfach tun, ich wusste, sie könnte dem niemals nicht
nachgehen. In meinem Augenwinkel sehe ich, dass sie ein Lächeln
aufsetzt, mit an die Wand gerichteten Augen. Ich wende mich von ihr
ab, auch wenn man nicht hätte sagen können, ich wäre ihr vorher
zugewandt, und lausche dem Klang ihrer Schritte, die zurück von
ihrem Platz nach draußen führen. Gut, jetzt war der erste Schritt
des Plans getan, jetzt werde ich ihn auch zu Ende bringen. Die Zeit
bis zum Beginn der ersten Stunde vergeht wie im Fluge, jedoch zieht
sich die Schulstunde etwas in die Länge, da es, wie jedes mal,
uninteressant ist. Ich verliere schließlich die Geduld und folge dem
Unterricht der zweiten Schulstunde gar nicht. Und endlich ist auch
diese vorüber. Ich notiere die Hausaufgaben aus Gewohnheit, packe
mein Zeug, und verlasse damit hastig das Schulgebäude. Unbemerkt
entferne ich mich vom Schulgelände und betrete einen Pfad neben der
Schul, gehe ein Stück daran entlang und betrete dann durch ein
Gebüsch den Wald. Hier ist man ziemlich sicher vor Blicken. Es
eignete sich perfekt als Versteck, würde es nur nicht jeder kennen.
Es würde jedenfalls für meine Zwecke dienen. Ich setze mich auf
einen Baumstumpf und nehme meinen Rucksack ab. Ich krame nach einer
Flasche, in der sich ein Gemisch aus verschiedenen Getränken
befindet, darunter auch alkoholische, und trinke diese zügig
komplett aus. Ich packe sie zurück in die Tasche und nehme mir mein
Messer hinaus, lege es neben die Tasche, sodass es nicht sofort
auffällt und warte auf ihr Erscheinen. Noch war es Pause. Weiter und
weiter vergeht die Zeit des Wartens. Und endlich taucht sie auf, das
Gebüsch raschelt und sie steht vor mir. Ich stehe auf und schaue ihr
in ihre strahlenden Augen...
Sie
tritt einen Schritt näher an mich heran während ich weiterhin
gebannt auf ihr Gesicht starre. Wir stehen eine Zeit lang da und
schauen uns gegenseitig an. Ich will gerade nach dem Messer greifen,
als sie nach meiner Hand greift. Plötzlich schießt mein Puls in die
Höhe. Sie sieht die Schnittwunde an meiner Handinnenfläche und
schaut mir kurz wieder in die Augen. Ich fühle mich wie versteinert,
kann mich nicht mehr bewegen, als sie ihr Lippen an die Schnittwunde
führt und sie damit berührt. Ich vergesse plötzlich meinen Plan
und starre wie gebannt auf sie. Sie kommt näher an mich heran, was
mich erschreckt, ich stolpere und falle nach hinten auf den
Baumstamm. Sie setzt sich auf meinen Schoß und mein Puls steigt noch
weiter. Doch dann wendet sie sich von mir ab. Ihr Blick fällt auf
meine Tasche...
Das
Messer.
Ihr
Blick fällt zurück auf mich, sie wird panisch und springt auf.
Verdammt,
verdammt, verdammt! Ich greife das Messer, stehe auf, und starre sie
an. Wie gelähmt steht sie da und schaut auf mich und das Messer.
Noch einmal bei klarem Verstand lasse ich das Messer fallen und
befehle ihr, zu gehen.
"Los!
Bevor ich meinem Plan folge!"
Sie
geht einen Schritt auf mich zu und ich gerate in Panik. Ich will nach
dem Messer greifen, doch dann steht sie schon wieder bei mir. Sie
tritt das Messer aus meiner Reichweite und ich atme erleichtert auf.
Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals. Ich schließe meine Augen.
Ende